Die Krone der Schöpfung

von Feb 5, 2021Uncategorized0 Kommentare

Ich habe bereits während der letzten Jahre, um nicht zu sagen Jahrzehnte, eine zunehmende Unfähigkeit unter uns Menschen wahrgenommen, über tiefgreifende Themen kommunizieren zu können, ohne einander mithilfe der Erkenntnisse anderer dabei überstimmen zu wollen. Das so genannte „wissenschaftliche Denken“ wurde dabei reduziert auf bloßes Zitieren der Ansichten anderer. Diese scheinen in den Köpfen und Herzen von uns schwerer zu wiegen, als die Errungenschaften eigenen Denkens und Fühlens. Natürlich sind diese vorerst subjektiv und von der eigenen Biografie gefärbt. Doch leistet uns persönlich das wissenschaftliche Denken dabei große Dienste, das Eigene darin zu erkennen und es auch als solches zu artikulieren. Genau das gibt uns drei über aus wertvolle, für ein selbsttätiges und eigenverantwortlich geführtes Leben in Freiheit unverzichtbare Möglichkeiten:

  1. Wir erkennen etwas über uns selbst, da wir unsere höchst persönlichen Blickwinkel in Bezug auf das jeweilige Thema kennen und möglicherweise überwinden lernen. So tasten wir uns näher an etwas heran, das man Wahrheit nennen könnte, Wahrheit jenseits eines egozentrischen Beziehungsrahmens.
  2. Wir teilen einander alternative Sichtweisen mit und vergrößern derart unsere persönlichen Horizonte.
  3. Wir bleiben innerhalb unserer persönlichen Lebensherausforderungen nicht allein, sondern erkennen in den Anderen eine Bereicherung und eine Stärkung inmitten des menschlichen Gefühls der Einsamkeit, die zwangsläufig mit jeder Individualisierung einhergeht.

Doch genau dieser Möglichkeiten haben wir uns innerhalb unseres derzeit herrschenden Welt- und Selbstbildes beraubt. All die oftmals zutiefst intimen Bereiche unseres Lebens, wie Gesundheit und Krankheit, Beziehung, die Begleitung und Vorbereitung unserer Kinder auf ein Leben als Erwachsene, Sexualität, Spiritualität oder eben allgemeiner Erkenntnisgewinn, haben wir auslagern lassen an Menschen, welche Theorien studierten und aus innerhalb „wissenschaftlicher“ Versuchsanordnungen, in künstlich geschaffenen Umgebungen, deren Einflüsse sie penibel zu kontrollieren versuchten – als ob das lebendig Vernetzte sich tatsächlich kontrollieren ließe – erworbenen Erkenntnissen Hypothesen über all die erwähnten Lebensbereiche zu gewinnen glaubten. Nicht dass sie nicht tatsächlich zu wertvollen Beiträgen gefunden hätten, doch sind diese aus einem rein materialistischen Blickwinkel geboren, welcher all das Unmessbare zwingend ausklammern muss, da uns dafür die Instrumente, diese genormt zu betrachten, fehlen.

Doch haben wir jene Erkenntnisse und Theorien zu Glaubensinhalten, ja zu Offenbarungen gemacht. Dabei haben wir übersehen, dass wir im Zuge dieser Veränderung, eigene Fähigkeiten und Kompetenzen, unser Leben und Dasein in der Welt wahrzunehmen und fühlend wie denkend zu verarbeiten, abgegeben haben, an uns völlig Fremde. Wir wissen nicht, ob Herr Doktor Sowieso oder Frau Professor Irgendwer achtsam und unvoreingenommen an ihre Arbeit herangingen oder unter dem Druck, rasch Ergebnisse zu erzielen oder finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen oder gar machtpolitischen Interessen dienstbar zu sein, gehandelt haben. Wir wissen nicht, ob die Ärztin, die uns behandelt oder der Therapeut, dem wir unserer intimsten Geheimnisse offenbaren, sich überhaupt bewusst sind, in welchem Interesse sie handeln. Wir kennen nicht die Situation, in welcher die Lehrkraft ist, der wir unsere Kinder in oftmals sensiblen Entwicklungsphasen überantworten und welchen Weisungen aus den Tiefen eines Unterrichtsministeriums sie verpflichtet ist. Wir könnten dies alles zwar erfahren, doch das würde Zeit bedeuten, die wir mit diesen Menschen und sie mit uns verbringen müssten. Und wer hat schon Zeit in dieser Welt, in welcher eine Information die nächste jagt und eine Deadline die kommende.

Wir haben ein System erbaut, in welchem wir geradezu gezwungen sind, zu vertrauen und doch können wir genau das am allerwenigsten. Haben wir doch verlernt, uns selbst zu vertrauen. Weshalb sonst zwingen wir uns und einander, permanent die Meinungen so genannter ExpertInnen aus den Köchern unseres Arsenals zu ziehen, um in Gesprächen, die zumeist Wortgefechte sind, bestehen zu können?

Wir leiden unter dem Virus des Gefühls der Lebensinkompetenz und haben unser Selbstbewusstsein auf jene Wissens- und Tätigkeitsbereiche reduzieren lassen, mit denen wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Und auch darin sind wir zumeist nur Befehlsempfänger höher Gestellter und damit Erfüllungsgehilfen von Bestrebungen, die wir oftmals nicht kennen, die wir auch nicht selbst gewählt haben und dementsprechend auch nicht verändern können ohne dabei den Job zu wechseln.

Welch armseliges Vegetieren! Wo ist der Mensch, der sich selbstbewusst als die Krone der Schöpfung bezeichnet?

Es ist wohl so, dass wir diese Bezeichnung – zumindest in der Art und Weise, wie wir sie interpretiert und gelebt haben – ein wenig missverstanden haben. Denn die Auswirkungen unserer Entscheidungen, die wir in diesem Glauben getroffen haben, wirken in all dem oben Gesagten nun auf unsere Lebensumstände ein.

Sind wir die Krone der Schöpfung, wenn wir meinen, über kaum etwas, das unser Leben betrifft, ernst zu nehmende Beiträge zu leisten imstande zu sein?

Sind wir die Krone der Schöpfung, wenn wir Humanressourcen sind, deren Intelligenz, Wissen, Kraft, Kunstfertigkeit und Kreativität nicht mehr dem Leben sondern Gewinnmaximierung, Automatisierung, Digitalisierung dienen, alles Ausdruck einer mechanisierten und kontrollierten Welt?

Was ist die Krone einer Schöpfung, die selbst daran glaubt, aus dem bloßen Zufall sich permutierender Gensequenzen entstanden zu sein und laut wissenschaftlicher Erkenntnisse, innerhalb eines riesigen, kalten, lebensfeindlichen Universums lebt, das sich nur trockenen Gesetzen entsprechend aus dem Nichts (Singulartät) entwickelt haben soll?

Wir haben in unserem Selbst und Weltbild das Bewusstsein für unsere Seele, unseren Geist, für die Weltenseele und den Weltengeist eingebüßt. Und nun stehen wir in den Trümmern eines Lebens, dessen einzige Freude der sinnliche Genuß, der materielle Gewinn und der kontrollierende Machtzuwachs ist.

DANKE, DANKE für diese Möglichkeit zu erkennen, dass wir uns getäuscht haben!!! Danke, zu erfahren, dass wir einander brauchen, die lebendigen Menschen, denen wir in die Augen blicken können, um wahrzunehemen, welches Herz von dort in die Welt schaut. Danke, dass wir unsere Abhängigkeit von leblosen Techno- und Bürokratien sehen dürfen und von Machtapparaten, die selbst die wohlwollendsten Menschen, die in ihnen zum Wohle anderer zu wirken sich bemühen, zur Verzweiflung und zur Aufgabe ihrer Ideen zwingen und sie damit an oder über den Rand der Vernichtung ihrer Menschlichkeit treiben (siehe die Grünen). Danke, dass wir dadurch die Möglichkeit bekommen, einen anderen Weg zu suchen, auf welchem die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse wertvolle Hilfe zu leisten vermögen, doch nicht zu den limitierenden Faktoren werden, die sie zur Zeit noch darstellen. Danke, dass wir dem vertrockneten Dasein, das wir derzeit unser Leben nennen, wieder ein Klingen von Seele und Geist und damit von Verbundenheit und Imagination einzuhauchen versuchen dürfen.

Dafür wünsche ich uns das Allerbeste

Dafür noch eine kleine Inspiration aus meiner Kreativkiste

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