Der Sinn menschlichen Daseins – oder der Aberglaube des Materialismus

von Feb 24, 2021Uncategorized0 Kommentare

Wir kennen diese Frage nach dem Sinn all dessen, was wir in dieser Welt zu sein, zu leisten, zu ertragen, zu bewältigen und auch zu erleiden haben. Wir suchen nach Antworten, meinen sie in dem einen oder anderen Konzept gefunden zu haben, um nach Monaten, Jahren oder gar Jahrhunderten gezwungen zu sehen, uns davon zu verabschieden.

Das derzeitig sich stets mehr an Beliebtheit erfreuende Welt- und Menschenbild, welches immer klarer auch in seinen Formulierung zutage tritt, ist das jedwede Existenzform als rein materielle Erscheinung beschreibende. Darin ist Seele ein endokriner Cocktail unterschiedlicher Hormone und Geist ein Frequenzband elektrischer Entladungen innerhalb neuronaler Netzwerke, daher das Menschenwesen eine Maschine, die ein endgültiges Ablaufdatum mit Namen Tod hat.

Es ist schwierig, dieser Denkart zu begegnen, hat sie sich doch durch etwas Zugang zu unserem Bewusstsein verschafft, das in vielerlei Hinsicht unser Leben angenehmer, sicherer und überschaubarer gemacht zu haben scheint, den Naturwissenschaften und den daraus sich entwickelt habenden Technologien.

Was wir übersehen haben, ist, dass dieser Art von Wissenschaft nicht nur eine Herangehensweise an die Erscheinungen der Welt innewohnt, sondern eben auch ein Geist, welcher an ebendiese Art der Wahrnehmungsform  zutiefst gebunden, ja geradezu in ihr gefangen ist.

Wodurch können wir uns also wieder einem Sinn unseres Lebens nähern, der reicher, vielfältiger, menschenwürdiger und wesenhafter ist, als dies in einem maschinenhaft kalten und determiniert endenden Universum, das uns vom reinen Materialismus angeboten wird, möglich ist? Diese Annäherung sollte mit einem Handwerkszeug erfolgen, das nicht wieder dem alten Glauben an von den Göttern Offenbartem unterworfen ist, jedoch auch nicht jenem, der uns von den materiellen Wissenschaften aufgezwungen wurde.

Wir können uns einer wissenschaftlich orientierten Wahrnehmung bedienen, aber deren Axiome verändern, die besagen, dass alles nur aus Materie besteht, die von vier physikalischen Grundkräften in ihre jeweilige Gestalt gebracht und darin gehalten werden. Dieses Weltbild ist darüber hinaus seit mehr als einem Jahrhundert, dem Beginn der Quantenphysik, ohnehin überholt.

Also betrachten wir einmal die Erscheinungsformen, in denen der Lebenssinn sich uns zeigt, indem er uns vor Herausforderungen stellt, die zu bewältigen wir uns von außen oder innen geradezu gezwungen fühlen. Und nehmen wir dabei an, dass wir darin intelligentes Handeln beim tätig Sein beobachten. Wenn wir die schier unbegreifbare Intelligenz unserer Körpergestaltung und der darin wirkenden Kräftegleichgewichte betrachten, so kann der Zufall, zu dessen Entstehung in unserem Weltbild wir noch kommen werden, mit einer an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit vorerst einmal ausgeschlossen werden. Wer immer dies als unwissenschaftlich zurückweist, den/die möchte ich auf die oftmals verborgenen Axiome an den Fundamenten wissenschaftlichen Arbeitens hinweisen, deren Berechtigung zumeist weitaus weniger tragfähig ist als das oben Angenommene.

  • Die Befriedigung von Bedürfnissen, die durch den Körper offenbart werden

Eine wichtige, eine unausweichliche Aufgabe, die das Leben an uns stellt, sind die Befriedigung von Bedürfnissen körperlicher, aber auch seelischer Natur. Dabei bezeichne ich unser Denken, Fühlen und Wollen bereits als seelisch geistige Ausdrucksformen, die sich nur im Körperlichen ausdrücken.  Wir brauchen Nahrung, Luft, Ruhe, Bewegung, Nähe, Distanz, … . Wir brauchen ein seelisches Betätigungsfeld und Fertigkeiten diese Spannungen, die darin als Gefühle in Erscheinung treten, zu regulieren. Wir brauchen ein geistiges Betätigungsfeld und Fähigkeiten die darin als Fragen zum Vorschein kommenden Spannungen innerhalb kohärenter Begriffe wieder einem angemessenen Ruhezustand zuzuführen.

Dies alles ist in unterschiedlicher Gewichtung für den Menschen zwingend. Darin leitet uns unser Körper, der aus Weisheit errichtet ist. Die Frage, die sich uns nun stellt ist:

  • Das Warum dieses erzwungenen tätig Seins

Wenn wir klar darüber nachdenken, erkennen wir, dass sich die Natur immer des geringsten Energieaufwandes bedient, um Ziele zu erreichen. Sie wendet keine Energie auf für etwas, das nicht für etwas gut ist. Wofür also ist unsere Art des Daseins gut, das in vielerlei Hinsicht äußerst energieaufwendig ist und gleichzeitig oftmals so sinnentleert erscheinen mag?

Wenn wir nun davon ausgehen, dass wir mehr als wandelnde, komplexe Maschinen sind, so wird der Sinn unseres Daseins nicht allein im Materiellen desselben liegen können, sondern in etwas, das diesen Teil unserer Existenz in die Sichtbarkeit gebracht hat. Innerhalb unseres Körpers entwickeln wir, wie oben angeführt, eine Vielfalt an Fertigkeiten, die in der materiellen Welt nützlich erscheinen. Doch diese Form von Entwicklung ist eine aufgezwungene. Würden wir in ihr verbleiben, würden wir nie zu freien Wesen werden können, da wir uns fortwährend an Sachzwängen zu orientieren hätten. Wir wären ein bloßer Spielball innerhalb der Welt der Erscheinungen.

Wenn wir nun (an-)erkennen, dass wir seelisch geistige Wesen sind, die sich zur Zeit in einem materiellen Gefäß aufhalten, welches auch ebenso von uns selbst geformt wurde, so entsteht eine ganz andere Vorstellung vom Sinn unseres Daseins. Was immer wir im Materiellen, im Physischen lernen, denken, fühlen, tun, besitzt gleichzeitig ein seelisches und ein geistiges Lernen, Denken, Fühlen und Tun. Im physischen Leib erwerben wir Kompetenzen und verlieren sie auch wieder, zum Teil durch unser Altern, zur Gänze durch den Tod. Doch in der geistigen Sphäre unseres Seins bleiben sie erhalten, als etwas ewig Wachsendes, sich Entwickelndes, wo es auf der Erde und in der Erde (Körper) rhythmisch sich immer wieder errichten und dann verkümmern muss.

Es wäre also dementsprechend folgerichtig, sich mehr mit jenem zu beschäftigen, das uns einen Einblick in die Ewigkeit unseres Daseins möglich macht, als sich fortwährend mit der Unausweichlichkeit des Verlustes allen mühsam Erworbenen innerhalb der Stofflichkeit auseinander zu setzen. Bitte nicht falsch verstehen, es geht nicht darum, dieser Stofflichkeit unsere Aufmerksamkeit zu entziehen. Wie oben erwähnt erzwingt sie dieselbe, so wir nicht sterben wollen. Es geht darum in all den materiellen Dingen sich auch des Seelisch- geistigen bewusst zu sein. Jeder Trauerprozess erschiene dann nur im Lichte des materiellen Verlustes, wobei gleichzeitig das Wissen um die Bewahrung des Erlebten in höheren Daseinsformen der Beziehung zum verlustig Gegangenen vorhanden bliebe. Das Gleiche gilt für jedwede Art unseres Umgangs mit den unterschiedlichen Lebensreichen (mineralische, pflanzliche und tierische) dieser Welt. Sie mögen uns hier als vergänglich erscheinen, wenn wir die weithin reichenden Wellen ihrer Wirkungen aus den Augen verlieren. In der seelisch geistigen Dimension unserer Existenz blieben sie jederzeit erhalten und wirkten auf uns zurück.

Dieses Zurückwirken erzeugt, je nach der Art des Verursachens Spannungen, Widerstände, Unterbrechungen im Fluss der Lebensenergie und dementsprechende manifeste Erscheinungen, Symptome körperlicher Natur (dazu gehören Säfteungleichgewichte – Verzerrungen körperlichen Fühlens, elektrische Ungleichgewichte – Verzerrungen körperlichen Denkens, Strukturschäden – Verzerrungen der körperliche Ordnung), woraus Krankheiten, Beziehungsstörungen, Lebensraumverzerrungen werden.

Sehe Sie, und genau deshalb muss für den rein materialistisch wahrnehmenden und denkenden Menschen, der die Gesetze eines solchen Zurückwirkens nicht kennt, dies alles sich zwangsläufig wie ein Ergebnis von Zufällen darstellen und er findet sich fortwährend mit einer Welt konfrontiert, die sowohl von innen als auch von außen wieder und wieder Unfassbares mit ihm treibt, das ihn dazu zwingt, immer ausgeklügeltere Formen von Kontrollmaßnahmen und Eingriffen in dieselbe zu unternehmen, um sich vor derlei Angriffen zu schützen oder deren Schäden wieder auszubessern. Er fühlt sich in seinem Weltbild gefangen folgerichtig überall von Feinden, sichtbaren aber auch unsichtbaren, umgeben. Er kann nicht anders, als immer mehr zur Spaltung der Welt beizutragen, wo er mit möglichst vielen Verbündeten auf der einen Seite steht und sich all jenen und all jenem gegenüber sieht, welches das zu bedrohen scheint, das er sich so mühsam errichtet hat. Und schließlich wird er diesen Kampf unausweichlich verlieren, weshalb er auch nicht anders kann, als verzweifelt Formen der Unsterblichkeit zu suchen.

Kinder sind eine davon, doch müssen dieselben in diesem Sinne natürlich auch eine möglichst große Ähnlichkeit zu ihm aufweisen, in Erscheinung, Denken und Verhalten. Also muss er sie kneten und formen, ihnen ihr eigen-Sein austreiben, um sich selbst in sie hinein zu festigen, eine der Grundlagen kindlicher Traumatisierungen. Andere Formen einer Unsterblichkeit, die natürlich in Wirklichkeit keine sind,  sind Vermächtnisse in Gestalt von Büchern, Denkmälern, Firmen, einfach Abdrücke im Staub der Erde, der er sich ebenso aufzuzwingen sucht wie seinen Nachkommen. Und heute ist der Traum nahe gerückt das eigene Bewusstsein, das der Materialist in neuronalen Frequenzmustern gefunden zu haben glaubt, auf Maschinen zu übertragen, auf haltbarere Silikatsubstrate, die er dann mit einer funktionalen Hülle aus Plastik und Metall umgibt, welche für ihn nur einen Körper ersetzt, der anfällig ist für Verletzung, Dysfunktion und Altern.

Dies ist das traurige und kalte Gefängnis, welches wir uns mittels eines rein materiellen Denkens selbst errichten. Und darin bleibt uns nichts Anderes übrig, als die Welt rücksichtslos auszubeuten, um uns in ihr und durch sie zu verewigen.

Höbe er nur ein wenig den Blick über seinen Horizont, so würde er im Fühlen das Wirken seiner Seele, im Denken das Wirken seines Geistes erkennen können. Er würde in all den Zufälligkeiten eine Intelligenz am tätig Sein wahrnehmen und sich selbst innerhalb eines unfassbar großen Zusammenspiels vielfältiger Wesen.

Unsere Vorfahren konnten dies noch, und wenn sie von den Göttern und Göttinnen sprachen, so waren dies für sie keine Metaphern, über die „hinausgewachsen“ zu sein wir so stolz sind, sondern es waren Wahrnehmungen von Wirkkräften, die von Wesen herkamen, deren Existenzform zwar keine physische war, dennoch eine Form besaß. Doch gleichzeitig waren die Menschen damals wie Kinder an den Händen dieser mächtigen Eltern, welche die Geschicke der Erde lenkten und jene des Himmels.

Um eigenständiges Denken zu lernen, musste der Mensch seine Fähigkeit diese wahrzunehmen verlieren und sein Sinnen auf die Erde lenken, auf die Spiegelung der kosmischen in die Naturordnung und sich darum bemühen, das Gesetzmäßige darin wahrzunehmen. So wurden die Naturwissenschaften geboren, das wissenschaftlich exakte Denken. Doch damit einher ging eine Wahrnehmung, die alles Lebendige auf Daten, Zahlen und Fakten zu reduzieren begann und die Welt zu eben jenem Gefängnis gestaltete, das ich oben beschrieben habe.

Da wir nun offenbar an eine Grenze gelangt sind, an der wir Gefahr laufen, unsere Lebenswelt durch die verzweifelten Versuche, diesem selbst errichteten Gefängnis zu entkommen, zugrunde zu richten und uns selbst in eine sehr kalt und dunkel anmutende Sackgasse zu führen, sehen wir uns gleichzeitig an einer Schwelle stehen.

Schwellen sind immer Punkte in der Zeit, an denen es um Entscheidung geht, einen neuen Raum zu betreten, oder im alten, gewohnten zu verbleiben. Für letzteren haben wir Fertigkeiten, Wissen, unterschiedliche Muster der Anpassung, die uns vertraut sind. Für ersteren haben wir nichts, dessen wir uns bewusst sein könnten, da wir seine Gestalt und Beschaffenheit noch nicht kennen. Es ist dies immer eine Geburt und verbunden mit all jenem, das mit einer solchen einhergeht. Der alte Raum wird zunehmend ungemütlich, ja unerträglich. Er beginnt sich gegen uns zu wehren, wie es scheint. Er zieht sich wehenhaft um uns zusammen und wir finden keine Mittel, uns diesem Zwingenden zu widersetzen. Wir verlieren in den Versuchen dies zu tun unsere ganze Energie und brechen erschöpft, ausgelaugt und hoffnungslos zusammen und landen in der Depression, oder klammern uns verzweifelt an die angebotenen Strohhalme jener, die uns versprechen, dass sie unsere Probleme für uns lösen, wenn wie nur tun, was sie sagen.

Aus lauter Angst vor dem Unbekannten, aus lauter Furcht vor dem eigenen unzureichenden Sein, aus lauter Mangel an Vertrauen ins Leben, in die eigene geistige Führung, stemmen wir uns gegen die eigene Geburt, als wäre diese nicht die Erscheinung des Lebens in reicherer Form, sondern dessen Gefährdung oder gar Ende.

Dies ist, meines Erachtens, einer der einfachsten Entlarvungen der Konsequenzen, in welche uns rein materielles Denken führt. Sie sind allesamt dunkel, ausweglos und kalt, während sie uns gleichzeitig mit dem Paradies und unserer Unsterblichkeit darin locken. Dabei führt es uns doch fortwährend vor Augen, dass jedwede Lösung von Problemen auf dieser Ebene in der Gegenwart die Ursache von Problemen in der Zukunft ist, die uns wiederum an der Errichtung besagten Paradieses hindern wird. Es ist ein ständiges an der Nase Herumführen von stetig mit den eigenen Zweifeln ringenden Menschen, die auf Versprechen angewiesen sind, da sie in sich selbst nichts zu finden wissen, das ihnen Gewissheit und Vertrauen geben könnte. Eine traurige Geschichte, die, so sie nicht umgeschrieben wird von uns,  nur ein zweifaches Ende anzubieten weiß, die Selbstaufgabe oder den Zusammenbruch durch Erschöpfung.

So hat uns zwar die Erfahrung des ins Materialistische gezwungenen Denkens eben dieses zu schärfen und zu klären geholfen, doch in seiner Konsequenz nicht freier, sondern zu Gefangenen gemacht. Das Werkzeug nun in Besitz zu nehmen und es dem Geist zu entwinden, an dem wir es geübt haben, obliegt nun unserer Entscheidung. Es als Fähigkeit nicht nur auf das scheinbar rein Stoffliche anzuwenden, sondern darüber hinaus ins Geistige zu erheben, scheint der nächste Schritt innerhalb der Menschheitsentwicklung zu sein. Dort kann es zum ersten Auge werden, das sich zu einer Welt erhebt, die bisher nur Eingeweihten und MystikerInnen vorbehalten war, und uns  gleichzeitig vor der Gefahr bewahrt, in deren Vielfältigkeit verloren zu gehen.

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