SIGNATUREN DER KRISE II

von Mai 3, 2020Youtube0 Kommentare

Traditionelle Medizinsysteme betrachten den Menschen immer als integralen Teil der Natur und eingebettet in deren Kreisläufe.

Ich möchte Ihnen in diesem Beitrag das Bild des Status quo und dessen Vorgeschichte aus der Sicht der TEM schildern, so als wäre es eine Krankheitsgeschichte. Sie beginnt in dem Moment, in dem wir uns dafür entscheiden, uns zu weit von unserer eigenen Natur zu entfernen, bestimmte Bedürfnisse über die Maßen zu vernachlässigen und Qualitäten, die nach Ausdruck verlangen, zu unterdrücken.

Wir spüren zwar, dass etwas nicht in Ordnung ist, ignorieren dies jedoch und machen weiter.

Das bedeutet, dass wir nachbessern, reparieren, ersetzen, den wesentlichen Fragen ausweichen, die uns mit dem Wertesystem konfrontieren, auf dessen Basis wir eben jene Entscheidungen gegründet haben, die uns als Einzelwesen oder auch als ganzes Gesellschaftssystem in eine Schieflage gebracht haben.

Je mehr wir diesen Fragen ausweichen, desto schwieriger und aufwendiger wird es  die auftretenden Löcher zu stopfen, desto mehr Energie kostet es uns, die Gefühle von Unzulänglichkeit, Überforderung, Ausweglosigkeit und Ohnmacht hintan zu halten.

Und schließlich ist die Krise unausweichlich! Sie stellt uns vor die Tatsachen und die damit verbundenen höchst unangenehmen Fragen.

Wollen wir so weitermachen?

Wollen wir noch mehr an Menschlichkeit, an Lebensfreude, an Gelassenheit, Toleranz, Zeit für uns, unsere Lieben, für spielerische Kreativität und Leichtigkeit opfern?

Sind die neuen Spielzeuge, die wir uns kaufen können, Kleidung, elektronische Geräte, Urlaubsreisen, Prestigeartikel, … tatsächlich ein ebenbürtiger Ersatz?

Und an eben diesem Punkt stehen wir Jetzt!!!

Wir haben uns Schritt für Schritt von den natürlichen Kreisläufen und ihren Gesetzmäßigkeiten entfernt, haben eigene gestaltet und waren stolz darauf wie kleine Kinder, die aus Decken und Stühlen ein eigenes Haus gebaut haben.

Wenn wir unseren Lebensalltag betrachten, so wie er für die meisten noch bis vor zwei Wochen verlaufen ist, und ihn mit einem Naturkreislauf, sagen wir einem Jahres- oder Tageszyklus vergleichen, dann sticht uns sehr schnell etwas ins Auge:

Wir hatten kaum mehr Winter, kaum mehr Nacht! Damit meine ich nicht den Rückgang von Schnee und Kälte, sondern eben die Art und Weise, wie die Natur sich in der Winterzeit verhält

Der Winter ist die Regenerationszeit der Natur, er ist die Nacht des Jahres und damit die Zeit, sich zurückzuziehen, das nach außen hin produzierende einzuschränken, das Wachstum in eine Rezension zu schicken und nurmehr das Tragfähigste zu bewahren.

Es ist eine Zeit der Reduktion auf das Wesentliche, aller Firlefanz, all das oberflächliche Lamentieren, der Aufputz, die Show wird beendet. Denn nun ist die Zeit, Inventur zu machen, Farbe zu bekennen, nach innen zu gehen und Rücksprache zu halten mit jenen Instanzen seiner Selbst, die fragen, ob Du das alles so wolltest.

Wie war Dein Jahr? War es Dein Jahr, oder bist Du einem Rattenfänger nachgelaufen, hast Dir einen Bären aufbinden lassen oder aus Angst vor was auch immer eben mitgespielt, die Ausreden einfallen lassen, die Umstände dafür verantwortlich gemacht, …

Das ist eine Zeit oft unangenehmer Fragen, die jedoch dringende nötig sind, um wieder die eigene Spur zu finden, nicht alle eingeschlagenen Wege müssen in den nächsten Kreis mit hinein gezogen werden.

Wenn sich alles beruhigt und der Stress nachlässt, dann werden wir von Natur aus offener, zugänglicher, aufmerksamer, elastischer, nachgiebiger und lassen mehr zu – eben auch solche Fragen:

Wie soll ich weitermachen? Wie will ich weitermachen? Was ist es wert, bewahrt zu werden, was kann/soll ich zurücklassen? Was an Neuem darf dazukommen?

Der Winter gleicht einem langen Schlaf und wie im Schlaf integrieren wir die Eindrücke des Tages, verarbeiten die Spannungen, die Gefühle, die wir nicht abbauen konnten innerhalb von Träumen. Und dann, wenn alles seinen angemessenen Platz in uns gefunden hat, träumen wir von dem, womit wir den nächsten Tag erfüllen könnten. Wir werden gleichsam inspiriert, ohne dass wir etwas davon mitbekommen. Am Morgen ist dies alles nur mehr als Gefühl, als Befindlichkeit wahrnehmbar. Doch am Morgen kann die Welt anders aussehen. Von Natur aus sind wir optimistischer als am Abend, die Probleme wirken kleiner, handhabbarer, wir empfinden uns selbst als stärker, tatkräftiger. Bei jenen, denen diese Verwandlung durch Nacht und Schlaf chronisch fehlt, zeigt das System bereits Symptome eines Ungleichgewichts, das sich mit der Zeit zu einer Vielzahl von Störungen auswachsen kann.

Denn nun folgt der Morgen, der Frühling des Jahres. Es geht darum, vor die Türen zu gehen, die Samen, von denen wir geträumt haben, in den Boden unseres Lebens zu legen, sie zu gießen, zu beschatten, zu mulchen, zu hegen und zu pflegen, damit sie wachsen.

Dies alles hat mit Veränderung, mit innerem Wachstum zu tun, das im Außen seinen Ausdruck findet. Diese Zeit braucht viel Energie, setzt vieles in Bewegung, lässt die Säfte steigen, den Blutdruck, und die Stimmung – wenn wir uns mit unserer Natur bewegen – ansonsten schleppen wir uns aus dem Bett, wachen kaum auf, leiden unter Frühjahrsmüdigkeit, der Morgenmuffel des Jahreskreises oder gar Frühjahrsdepressionen, alles Zeichen einer Erschöpfung der eigenen Ressourcen, die sich währende der Ruhezeit nicht ausreichend regenerieren konnten. Und nun sollen wir wieder fit tatkräftig, gut gelaunt und voller Zuversicht sein?

Rutscht mir doch den Buckel runter!!!

Träume verwirklichen?

Hast Du dir schon mal meinen Terminkalender für den Tag, das Jahr angesehen, täglicher Stau zu einer Arbeit, die mehr keinen Spaß mehr macht, nie gemacht hat, Konfrontationen mit Menschen, denen es ähnlich geht wie mir – wir sind echt nicht lustig, schimpfen ´, lamentieren, beschweren uns und ändern nichts – oder irgendwelchen motivationsgecoachten Vorgesetzten, die so tun, als wäre dies alles die größte Freude und der Sinn unserer Existenz, dass wir mehr von etwas verkaufen, das, wenn wir ehrlich sind, keine Sau braucht.

 Dann muss ich die Kinder aus dem Hort holen, einkaufen, mich um den Haushalt kümmern, mein vernachlässigtes Beziehungsleben, allfällige Rechnungen begleichen, mit den Schuldgefühlen zurechtkommen, weil ich zu wenig Zeit für meine Kinder und deren Sorgen habe und mich dann mit all dieser Gedankenlast zu Bette legen, damit morgen alles von Neuem beginnt.

Ja, Leute, das ist die Signatur der eigentlichen Krise, in der wir gerade stecken. Das Covid19 ist nur ein weiterer Versuch der Natur, uns dafür die Augen zu öffnen und diesmal ein sehr zwingender.

Nun scheint es so, als wäre es Zeit fürs Bett. Zuhause sind wir ja schon alle.

Wir haben uns künstlich und seit vielen Jahren in wachsendem Ausmaß in einen anhaltenden Frühling versetzt, in eine andauernde Wachstumsphase. Das Paradigma des steten Wirtschaftswachstums hat jede/n Einzelne/n infiziert. Immer besser, immer schneller, immer erfolgreicher.

Sogar jene, die sich als bewusster, spiritueller gesehen haben, wollten immer besser, hier halt in einem ethischen Sinne werden, sie wollten der Natur immer weniger und weniger Leid zufügen, ihren Körper immer besser und besser ernähren, behandeln, wollten immer besser darin werden, keine Fehler mehr zu machen, nichts mehr zu übersehen, nicht mehr ungerecht, aggressiv, verletzend, zurückweisend, manipulierend, …. Sein – stetes Wachstum!

Was wurde dem alles geopfert!

Wir wurden nicht mehr fertig! War eine Aufgabe abgeschlossen, ein Projekt beendet, so war das nächste bereits am Start oder gar schon am Laufen, eine Neuerung jagte die andere, ein Trend den nächsten. Den meisten, vielleicht mit Ausnahme der jungen Löwen, die hungrig waren nach Bestätigung, hing bereits die Zunge heraus.

Wir hatten keine Zeit mehr, zu  feiern, uns entspannt zurücklehnen und die Früchte der Arbeit zu genießen. Das wäre der Herbst des Jahres, in welchem die Ernte bereits eingefahren ist und dann Feste gefeiert werden, der Überfluss, den die Natur zur eigenen Arbeit beigesteuert hat, gewürdigt und bedankt wird.

Doch heute wird fast alles maschinell, industriell, scheinbar von der Natur entkoppelt geleistet. Wir machen das!!!

Wir laugen alles aus, die Böden, die Rohstoffe, die Natur, auch uns selbst. Die Anzahl der psychischen Erkrankungen wie Erschöpfungsdepession geht permanent in die Höhe, das so genannt burnout, aber auch das boreout, die erschöpfende Langeweile, die entsteht, wenn nichts Neues mehr kommt, keine Vision, keine Inspiration mehr den wahnhaften Traum von immer mehr output, immer mehr Marktanteilen, immer steileren Wachstumskurven Einhalt gebietet und keine Sättigung in Sicht, keine Befriedigung, Keine Zufriedenheit, keinen Frieden, kein Aufhören, sich fallen Lassen, sich Verbinden, mit sich selbst, jenen die uns wert und teuer sind, kein Ankommen, kein Ruhe finden, denn die Aufgaben, die Herausforderungen, die Gewinnprognosen, alle wollen bedient werden.

Das System des Menschen als Einzelwesen und als Kollektiv kippte in das, was man in der TEM toxisches Feuer nennt. Alles überhitzt, wird immer schneller, braucht immer mehr Ressourcen auf, die immer weniger regeneriert werden können.

Es kommt im Überfluss zum Mangel. Die Kühlung funktioniert nicht mehr und es ist auch keine Idee in Sicht, die einem dabei zu helfen verspräche, dass sich etwas ändern könnte!

Die erste Reaktion des Naturwesens Mensch ist es, die „Menschlichkeit“ auszusetzen. Wir regredieren gleichsam in einen animalischen Zustand der Selbst- und Arterhaltung.

Das bedeutet, dass unser emotionales und soziales System egozentrischer wird. Anpassungsmechanismen an die Herde werden verstärkt. Das verspricht von Natur aus mehr Schutz in schwierigen Zeiten.

Rücksichtslosigkeit gegenüber Anderen, Polarisierung, die Erzeugung von Feindbildern und die Projektion der eigenen Verantwortung auf diese. „Die Flüchtlinge sind an allem schuld, die Russen, die Amerikaner, die EU, die Sozialschmarotzer, die Chinesen, die Terroristen!!!“

Verstärkter Nationalismus und Abgrenzung, Schließen der Balkanroute, Frontex an den Mittelmeerküsten, Verunglimpfen der noch menschlich gebliebenen – die Verurteilung von Ärzte ohne Grenzen und anderen NGOs, die noch Ertrinkende retteten, die nur das tun, was jeder mitfühlende Mensch ganz selbstverständlich machen würde, wäre sein Kopf nicht vollgestopft mit sich ständig wiederholenden Parolen, die Angst machen und spalten.

Ablenkung von den tatsächlichen Problemen und deren Ausmaß, Realitätsverengung und

–verweigerung, all dies sind psychosoziale Symptome des Naturwesens Mensch auf ein Versagen der bewussten Eigenregulation. Wir haben die Kontrolle schon lange verloren!

Doch wir haben uns unser Verhalten schön geredet, als notwendig gerechtfertigt, als vernünftig und den herrschenden Umständen angemessen bezeichnet, ohne uns für die Schaffung dieser Umstände verantwortlich zu fühlen.

So haben wir weitergemacht und weitergemacht

Toxische Hitze laugt ein System aus. Die natürlichen Reaktionen sind Symptome der Erschöpfung, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Frustration, Reizbarkeit, Ungeduld, Intoleranz, Lethargie, Depression.

Körperlich kommt nach Entzündungsanfälligkeit, Sinken der Abwehrkräfte, Schüttelfrost. Der Körper kann die Temperatur nicht mehr halten, die Stabilität geht verloren, denn der dafür nötige Treibstoff ist am Versiegen. Es wird Zeit, nach Hause zu gehen!

Dort sind wir jetzt, wir sind zuhause, das System ist auf Notbetrieb heruntergefahren.

Jetzt stellt sich die Frage, wie wir weitermachen wollen.

Im Folgenden auf diesem Kanal möchte ich Ihnen über die angemessenen Reaktionen der Natur auf solch einen Zustand erzählen und was dies für uns bedeuten könnte.

Es wird Zeit, unserer eigenen Natur und jener unserer Erde, wieder den Raum zu geben. Die Natur funktioniert seit jeher so, dass sie unter allen Umständen ein lebendiges Gleichgewicht herzustellen und zu erhalten sucht.

Darin hat auch Wachstum seinen Platz, jedoch in einem angemessenen Rahmen.

Dann haben wir als Menschen wieder Raum für Menschlichkeit, für den Ausdruck jener Idee, aus der wir als Kollektiv, aber auch als einzelnes Wesen entstanden sind.

Was daraus erwächst, darauf wäre ich wirklich gespannt.

Ich wünsche Ihnen das Allerbeste

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