SIGNATUREN DES VIRUS

von Mai 3, 2020Youtube0 Kommentare

Ein Virus hält derzeit scheinbar die ganze Welt in Atem. Es macht uns Angst, oder vielleicht wird uns damit auch Angst gemacht, auf alle Fälle herrscht allenthalben Verwirrung und Orientierungslosigkeit. Unser emotionales Kleid ist in Aufruhr und unser Denken schafft es zumeist nicht ausreichend, es ausreichend zu beruhigen, denn es fehlt uns an verlässlichem Wissen.

Viren gibt es auf der Erde mehr als alle anderen Lebewesen zusammengenommen – wobei Viren ja nicht als Lebewesen gelten. Also, was sind sie dann und wozu dienen sie in der Natur?

Viren sind Transportvehikel von Information, die in eine Form von genetischen Codes gespeichert ist. Ein Virus gleicht in seiner Art einer Samenzelle. Beide sind Impulsgeber. Die Samenzelle infiziert eine Eizelle, die Informationseinheiten beider verbinden sich und die Eizelle beginnt, sich zu teilen und den Körper eines neuen Lebewesens zu formen, entsprechend dieser Information. Das Virus infiziert eine Körperzelle und bringt sie dazu, seine Kinder zu gebären.

Beide sind Anstöße, gleichsam Inspirationen und Informationsübermittler. Das Virus kann man als „Zwangsinspiration“ der Natur sehen, ein Anstoß auf materieller Ebene, nachdem der natürliche Weg geistiger Inspiration wieder und wieder verweigert wurde aus Angst vor Veränderungen und deren möglicher Konsequenzen.

Seien wir ehrlich, die Angst und Verwirrung, die sich zur Zeit offenbart, war doch bereits vorher da, die Zustände wurden immer unhaltbarer, die sozialen Scheren immer klaffender, die Ausbeutung von Natur und Mensch unerträglich.

Wo waren die Visionen, wo eine inspirierende Flamme, die einen Silberstreif an den Horizont gemalt hätte?

Angst wurde bereits lange vor Covid 19 politisch instrumentalisiert, medial verbreitet und machte viele Menschen zu ihrem Sprachrohr – sie ging schon lange vor dem Virus selbst viral.

Das eigenständige Denken und selbstverantwortliche Handeln hat sich nicht erst seit wenigen Wochen in irgendwelche Nischen zurückgezogen. Die Krise – griech Zuspitzung – treibt nur gegenwärtig das, was schon lange da ist auf die Spitze, befremdlich, besorgniserregend, bestürzend, aber nichts Neues.

Dass dies jetzt sein Gesicht zeigt, halte ich sogar für ein Geschenk, denn wenn Angst und Verwirrung wieder abflauen – und das werden sie – können wir uns vielleicht ein paar Gedanken darüber machen, wie leicht es offenbar ist, eine repräsentative Mehrheit – und die gibt ja nun mal in einer Demokratie wie der unseren angeblich den Ton an – an den Rand einer Panik zu treiben, an dem sie bereit ist, fast unreflektiert den Glocken eines jeden Alphatieres nachzulaufen und ganz eifrig jene zu melden, die sich „anders“ verhalten.

Das Virus ist ein Anstoß, es befruchtet etwas, das bereits da ist und bringt es zum Wachsen – schauen wir uns in den Spiegel und fragen uns

„Wer bist Du, dass Du das hervorbringst?“

Was wird in Dir angeregt, was tritt hervor und bist Du einverstanden damit?

Noch nie ging es um die RICHTIGEN Antworte, es ging immer mehr um die angemessenen Fragen. Antworten lassen zumeist stagnieren. Ahja, jetzt kenn ich mich aus, jetzt bin ich wieder sicher und kann aufhören zu fragen. Antworten unterbrechen Entwicklung – Bitte mich nicht falsch zu verstehen. Man darf sich schon immer wieder einmal zufrieden geben, sich entspannen, sich und die Dinge einfach lassen. Doch es darf uns dabei auch bewusst bleiben, dass wir abschließende Antworten niemals werden finden können.

Wenn uns dann Spannungen wieder aus unserem Dornröschenschlaf aufwecken, dann sind es die Fragen, die Prozesse einleiten, uns Bewegen, auf die Suche schicken und uns kreativ werden lassen. Wem dies Angst macht und unsicher werden lässt, der ist für das Leben als erwachsener, eigenverantwortlicher Mensch nicht vorbereitet.

Und eben dies ist ein grundlegendes Problem. Leben ist nicht sicher, war es nie, wird es nie sein, wir werden das Leben allesamt nicht überleben. Allein Kinder oder Kranke und Verletzte sind auf andere angewiesen, die ihnen Sicherheit vermitteln und bekommen es mit ohnmächtiger Angst zu tun, wenn sie auf sich allein gestellt sind.

Wir befinden uns gerade aktuell wieder in der Lage, dass zahlreiche Meinungen als beinahe unumstößliche Wahrheiten dargestellt werden, einfach, weil Wahrheiten Sicherheit vermitteln. Alle, die diese Wahrheiten in Frage stellen, werden bekämpft, oftmals wider aller Vernunft und jeglichen Mitgefühls.

Zurzeit treffen grob unterschieden zwei Narrative aufeinander. Das offizielle, das von all jenen hochgehalten wird, die ihr Bedürfnis nach Sicherheit in die ordnenden Hände der Staatslenkung gelegt haben und ihr Vertrauen in diese auf keinen Fall verlieren möchten.

Das andere wird von denen gestaltet, die vielleicht schon lange dieses Vertrauen verloren haben, oder einfach nicht willens waren, eigenverantwortliche Entscheidungsmacht von sich selbst in so hohem Ausmaß an andere zu übertragen.

Das Aufeinandertreffen dieser oftmals stark divergierenden Meinungsvielfalt ist zumeist kein nur annähernd demokratisch zu nennender Diskurs, sondern ein emotionaler Kraftakt, sich selbst psychisch und sozial zu stabilisieren.

Solange wir uns dessen nicht bewusst sind, dass wir nämlich aus einer Schwäche heraus agieren, argumentieren, streiten, dass dies eine Signatur eine Mangels an Verwurzelung, Selbstsicherheit und sich seiner selbst bewusst Sein ist – und dazu gehört vorrangig das gewahr Sein der eigenen Schwächen – werden wir uns immer weiter auseinanderdividieren, uns entzweien, bekämpfen und demütigen.

Es wir Zeit, wieder zueinander zu finden, uns wahrzunehmen als Facetten eines gewaltigen Auges an Bewusstsein, in welchem jede/r von uns einen ganz besonderen Blickwinkel auf die Wirklichkeit hat, einen beschränkten zwar, aber einen einzigartigen. Das ganze Bild können wir nur gemeinsam sehen.

Was sieht mein Gegenüber, das ich nicht zu sehen vermag?

Was sehe ich, was meinem Gegenüber verborgen bleibt?

Wie schaffen wir es, eben dies miteinander zu teilen und so unser beider Sehfeld zu erweitern?

Sich diesen Fragen zu stellen und sich kreativ, neugierig und mitfühlend von ihnen lenken zu lassen, verbindet uns miteinander und mit dem Strom des Lebens.

Es ist unsere Entscheidung, ob wir einander weiterhin missbrauchen für die Stabilisierung von Geschichten, mit deren Hilfe wir uns verzweifelt strampelnd über Wasser zu halten suchen, oder ob wir beginnen, gemeinsam Flöße zu bauen und Segel zu setzen.

Das sind einige der Fragen, mit denen mich das Virus infiziert hat. Wenn sie in sich hinein horchen werden sie ganz sicher auch welche hören. Es würde mich freuen, wenn sie diese mit uns in der Kommentarsektion teilen. Wir alle können Fragen brauchen, verwirrende Antworten haben wir bereits zu viele.

Ich wünsche Ihnen das Allerbeste

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